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Der 31-jährige Justin Hibbeler startete im Oldenburger Unitheater seine Karriere. Foto: Mittwollen & Gradetchliev Foto: Mittwollen & Gradetchliev

Von Tragödien bis Komödien

19. März 2024

Oldenburgs Häuser dienten so Manchem als Sprungbrett.

Oldenburg hat einiges an Theatern zu bieten: sei es das Staatstheater und die dazugehörige Exerzierhalle, das Theater Laboratorium, das theater k, der theater hof/19, das theater wrede oder das Oldenburger Unitheater. Hier hat Ulrike Folkerts in den achtziger Jahren den Abschluss ihrer Schauspielausbildung absolviert, Klaas Heufer-Umlauf machte seine ersten Bühnenerfahrungen. Oldenburgs Häuser dienten so manchem als Sprungbrett in die Karriere.

Der 31-jährige Justin Hibbeler zum Beispiel startete im Oldenburger Unitheater (out) und führte ihn auf verschiedenste Bühnen in Deutschland. Er lebt aktuell in Tübingen und ist Schauspieler im Theater-Festengagement. Michelle La Rosa sprach für Oldenburg Erleben mit ihm. 

Wann hast du herausgefunden, dass du im Theater tätig sein möchtest?

Justin Hibbeler: Richtig los ging es erst im Rahmen meines Lehramtsstudiums von 2011 bis 2016 in Oldenburg. Ich habe Germanistik und Philosophie auf Gymnasiallehramt studiert (auch durchaus mit heißem Bemühen) und wurde dann für eine Klavierbegleitung für das Weihnachtsstück im Unitheater Oldenburg angefragt. Ich habe kurz überlegt, ob ich mir das zutraue, aber wegen des netten Teams schnell zugesagt. Schon nach den zwei Vorstellungen kamen andere Spielende aus dem Unitheater auf mich zu und fragten mich, ob ich mir auch Schauspiel vorstellen könnte. Sie hätten eigentlich immer akuten Männermangel in den Stücken. Hier bin ich gern dabei gewesen. Und dann habe ich von 2012 bis 2016 in insgesamt 15 Theaterstücken, zwei eigenen Kabarettprogrammen, einem eigenen Musikprojekt und unzähligen Zusatzveranstaltungen alles mitgenommen, was ich dort bekommen konnte. Von der Hauptrolle bis zum Lichtpult war alles dabei. Und da reifte der Gedanke, vielleicht doch kein Lehrer zu werden.

Wie und wann hat deine Theaterkarriere begonnen?

Justin Hibbeler: Nachdem ich im Dezember 2012 als Klavierbegleitung auf der Bühne stand, hatte ich Blut geleckt. Dann kam die Lust auf, eigene kleine Kabarettbeiträge zu schreiben und umzusetzen. Am Unitheater Oldenburg ließ sich das verwirklichen. Im Juli 2013 war dann meine erste echte Schauspielrolle an der Reihe: als Moderator für eine „Herzblatt“-Parodie beim Sommerfest im Unitheater. Und dann im Herbst das erste vollständige Theaterstück: „Liebesdinge“, eine Adaption von „Les amours imaginaires“ von Xavier Dolan, mit mir als zwielichtiger love interest. Das Feedback war gut, da wollte ich dann schnell mehr.

Momentaufnahme aus „Warten auf Ruhm“, Justin Hibbelers erstes selbstgeschriebenes Kabarettprogramm, bei der Premiere im Unitheater 2014. Foto: privat
Momentaufnahme aus „Warten auf Ruhm“, Justin Hibbelers erstes selbstgeschriebenes Kabarettprogramm, bei der Premiere im Unitheater 2014. Foto: privat

War das Oldenburger Unitheater ein Sprungbrett für dich? 

Justin Hibbeler: Definitiv! Es ist und bleibt meine Wiege, in der ich enorm viel lernen konnte und die mich ganz entscheidend geprägt hat, für alles, was danach kam. Davor dachte ich: Eigentlich habe ich schon Lust auf Theater, aber die Leute sind bestimmt anstrengend. Ich hatte wenig Interesse an überheblicher Kunst, die keinen Kontakt mit dem Publikum mehr hat. Ich wollte Theater und Kultur machen, die die Leute aufrichtig begeistert. Und stellte schnell fest: Das sind richtig tolle Leute da am Oldenburger Unitheater (out) und habe mich bald pudelwohl gefühlt. Und auch mein Sprung auf die Schauspielschule nach Hannover kam nicht zuletzt, weil mich Kai Janssen, der künstlerische Leiter des out, sehr in diesem Vorhaben unterstützt und bestätigt hat. Für diesen Arschtritt bin ich dir ewig dankbar, Kai!

Welche war deine liebste Rolle, die du bisher auf der Bühne verkörpern durftest? 

Justin Hibbeler: Das ist natürlich fies, das sind viele! Spontan denke ich an Algernon Moncrieff aus Oscar Wildes „The Importance Of Being Earnest“, das wir hier am Landestheater in Tübingen, wo ich mittlerweile tätig bin, in der letzten Spielzeit unter anderem auch in einer Doppelvorstellung an Silvester gespielt haben. Ein großer Komödienspaß für uns alle! Komödien spiele ich generell lieber. Aus der Oldenburger Zeit bleibt uneinholbar Benno aus „Der Mann ohne Ellenbogen“ von Cornelius Steinbrink die Nummer Eins. Tolles Stück, mächtiger Spaß.

Auf welcher Bühne möchtest du unbedingt einmal spielen?

Justin Hibbeler: In Hamburg würde ich liebend gerne mal spielen. Ein bisschen steh‘ ich auch auf Stuck. Also Deutsches Schauspielhaus Hamburg – ruf mich bitte mal an!

Was würdest du anderen Personen gerne mit auf den Weg geben, die ebenfalls als Darstellerinnen und Darsteller im Theater aktiv werden möchten? 

Justin Hibbeler: Seid neugierig, offen und habt Spaß an dem, was ihr tut! Wenn es mehr als ein Hobby sein soll: probiert euch erstmal aus. Manchmal muss der Sprung auf die Schauspielschule auch nicht sofort nach dem Abi folgen. Ich war da schon 24 und hatte bereits ein komplettes, anderes Studium hinter mir. Glaubt an euch und lasst euch nicht zu viel reinquatschen, aber hört auch gut zu. Bleibt Kind 

 

Infos:
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