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Mit vereinten Kräften ist Oldenburg auf dem Weg zur klimagerechten Stadt. Foto: Mittwollen & Gradetchliev Foto: Mittwollen & Gradetchliev

Vorbereiten aufs Jahr 2050

20. März 2024

Christine-Petra Schacht, Leiterin des Dezernats für Bauen, Umwelt und Verkehr

Als Leiterin des Dezernats für Bauen, Umwelt und Verkehr wird Christine-Petra Schacht das Bild Oldenburgs in den kommenden Jahren maßgeblich prägen.

Seit dem 1. Februar 2023 sind Sie als neue Stadtbaurätin in Oldenburg. Wie ging Ihnen das erste „Moin“ über die Lippen?

Christine-Petra Schacht: Doch recht geschmeidig. Mein Mann kommt aus Schleswig-Holstein, daher kannte ich diese Begrüßung bereits. Und ich mag sie sehr.

Wie kam der Kontakt nach Oldenburg zustande?

Christine-Petra Schacht: Ich war in gleicher Funktion in Haan in Nordrhein-Westfalen tätig und habe mich dann nach einem Telefonat mit Oberbürgermeister Jürgen Krogmann beworben. Oldenburg kannte ich bereits ein wenig und ich fand immer schon die Nähe zur Küste und die entspannte Art der Norddeutschen angenehm. 

Christine-Petra Schacht, Leiterin des  Dezernats für Bauen, Umwelt und Verkehr Foto: Hauke-Christian Dittrich
Foto: Hauke-Christian Dittrich

Was hat Sie an der Stelle der Baudezernentin gereizt?

Christine-Petra Schacht: Vor allem, dass ich hier sehr viele Kompetenzen, die ich im Laufe der Jahre erworben habe, zusammenbringen kann und den Blick auf das große Ganze habe. Alle Bereiche des Dezernats sind mir aus eigener Tätigkeit bekannt. Zudem gefällt es mir sehr, in einer Großstadt mit ländlicher Umgebung zu arbeiten – wie damals schon in Trier. 

Haben Sie sich schon eingelebt, kennen Sie sich bereits aus in der Stadt?

Christine-Petra Schacht: Ja, auf jeden Fall. Ich fahre sehr viel mit dem Fahrrad und so kann man die Stadt wunderbar erkunden. Am Anfang habe ich mich ziemlich viel verfahren aber so war ich schon überall unterwegs. Und ich fühle mich inzwischen wirklich wohl in ­Oldenburg und verbunden mit den hier lebenden Menschen. 

Ihr Dezernat umfasst rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kennen Sie die alle?

Christine-Petra Schacht: Nein, um alle persönlich mit Namen ansprechen zu können, ist diese Mannschaft einfach zu groß. Aber ich habe mich natürlich überall vorgestellt, das war mir wichtig.

Wie sind Sie als Chefin?

Christine-Petra Schacht: Ich halte mich für recht umgänglich und humorvoll. Das nützt mir, wenn es gilt, Situationen zu meistern, die nicht ganz einfach sind. Ich arbeite gern im Team und denke auch, dass ich die Menschen um mich herum gut motivieren kann, sich mit mir gemeinsam auf den Weg zu machen.

In Ihrem ersten halben Amtsjahr lagen bereits viele Themen für Sie auf dem Tisch. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus?

Christine-Petra Schacht: Nachdem ich am Anfang alles wie ein Schwamm auf­gesaugt habe und ich etliche Themen von meinem Vorgänger quasi geerbt habe, kann ich mittlerweile auch Dinge auf den Weg bringen und eigene Akzente setzen. Das neue Integrierte ­Stadtentwicklungskonzept (ISEK), mit dem wir uns auf das Jahr 2050 vorbereiten wollen, ist ein Beispiel dafür. Die Frage, wie wir die Stadt unter Berücksichtigung der Klimathemen zukunftsfähig bekommen, liegt mir sehr am Herzen.

„Geht nicht gibt’s bei mir nicht!“ haben Sie vor zwei Jahren in einem Interview mit der Tageszeitung in Nordrhein-Westfalen gesagt. Was heißt das für die Herausforderungen in Oldenburg?

Christine-Petra Schacht: Ich möchte mich damit befassen, wie es doch ginge. Wir dürfen nicht immer wieder abwiegeln, sondern müssen nach Lösungen suchen. „Geht nicht“ ist ein Totschlagargument, das uns nicht weiterhilft. Klar ist, dass Lösungen häufig Kompromisse sind – zu denen muss man im Sinne der Sache auch bereit sein.

Ihr Engagement beim Thema ISEK haben Sie schon genannt. Gibt es weitere Aufgaben, die Sie nun beherzt angehen wollen?

Christine-Petra Schacht: Ich möchte umsetzen, deshalb steht der Mobilitätsplan weit oben auf meiner Liste. Er spielt für das klimagerechte Oldenburg eine wesentliche Rolle. Nun wird es darum gehen, ihn auf den Weg zu bringen und ergänzend die Stadtstrukturen an den Klimawandel anzupassen. Daneben werde ich mich intensiv um die Neugestaltung der nördlichen Innenstadt kümmern. Das ehemalige Finanzamtsareal, der Pferdemarkt, der Bereich um das Horst-Janssen- und das neue Stadtmuseum – all das bietet unglaublich viel Potenzial für die Stadt der Zukunft.

Spüren Sie für diese Themen Rückenwind in der Stadt?

Christine-Petra Schacht: Ja, schon, aber ich weiß, dass große Umstrukturierungen die Einwohnerinnen und Einwohner sehr berühren und es nicht immer einvernehmlich zugehen wird. Viele spüren Unsicherheit und haben Angst vor Veränderung. Aber ohne geht es nicht. „Weiter wie bisher“ ist heute keine Option mehr.

Bürgerinnen und Bürger in Veränderungsprozesse einzubeziehen ist richtig und wichtig. Geraten aber nicht die großen Ziele aus den Augen, wenn die meisten Leute dann doch argumen­tieren „Bitte nicht vor meiner Haustür!“?

Christine-Petra Schacht: Ein sehr wichtiges Instrument ist die ­Kommunikation. Die muss gut und durchdacht sein. Wir haben bei der Diskussion um die Fahrradstraße Quellenweg gemerkt, dass wir uns darum intensiver kümmern müssen. Da mussten wir ordentlich nacharbeiten, weil wir die Wirkung unterschätzt hatten. Es geht immer darum, die Belange und Bedürfnisse der direkt ­Betroffenen ernst zu nehmen und ihnen zu zeigen, dass man sie nicht vergisst. Ich denke, das gelingt uns in Oldenburg zusehends besser. 

Oldenburg ist ja auch eine grundlegend friedliebende Stadt . . .

Christine-Petra Schacht: Ganz sicher. Doch wir dürfen eines nicht vergessen: Auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, bekommen wir nicht alle Menschen auf unsere Seite. Das ist Demokratie, da existieren unterschiedliche Sichtweisen und Positionen. Dazu gehört aber ebenso, einmal getroffene Entscheidungen dann auch gemeinsam zu tragen.