Inklusion made in Osternburg
11. Juli 2024In einer historischen Jugendstilvilla gegenüber des Osternburger Marktplatzes eröffnete die Stiftung Baumhaus Oldenburgs erstes inklusiv betriebenes Hotel mit Café. Arne Krüger-Brörken und Hannah Buß geben einen Einblick in ihre Arbeit und zeigen, was die Villa Stern so besonders macht.
Seit die Villa Stern im Frühjahr 2017 zum ersten Mal ihre Türen öffnete, ist viel passiert: Zahlreiche Oldenburger:innen schauen inzwischen regelmäßig im Café vorbei, das Hotel wird von Business-Reisenden ebenso geschätzt wie von Urlauber:innen. Mit dem Traveller Review Award des Buchungsportals booking.com bekam die Villa Stern 2024 zum wiederholten Mal einen Preis für ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft verliehen. Und auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat sich das beispielhafte Inklusionskonzept der Villa Stern bereits genauer angeschaut.
Voller Einsatz für die Gäste
Arne Krüger-Brörken ist von Beginn an Teil des Teams im Café, das täglich ein reichhaltiges Frühstück, Kaffeespezialitäten und eine wechselnde Kuchenkarte bietet. Sein Arbeitstag beginnt morgens mit der Vorbereitung des Frühstücks und dem Empfang der ersten Gäste. „Ich bringe sie zum Tisch und nehme ihre Bestellungen für Heißgetränke auf“, erklärt er. „Außerdem gebe ich in der Küche Bescheid, wenn sich jemand zusätzlich noch etwas Rührei wünscht.“ Das wird nämlich für jeden Gast frisch zubereitet. Frische Brötchen, Aufschnitt, Joghurt und weitere Speisen stehen auf dem vielfältig bestückten Büffet zur Selbstbedienung bereit. Auch für vegane Alternativen ist gesorgt.
Den ganzen Vormittag lang wirbelt Arne Krüger-Brörken zwischen Gästen, Kaffeemaschine und Frühstücksbüffet hin und her, damit stets bei allen fürs leibliche Wohl gesorgt ist. Er bereitet Heißgetränke zu, legt auf dem Büffet nach, was zur Neige geht, und hat nebenbei ein Auge auf seine Gäste. Sehen alle zufrieden aus? Möchte jemand noch etwas nachbestellen?
Wenn mittags die letzten Frühstückstische abgeräumt sind, dauert es nicht lang, bis die ersten Bestellungen für Kaffee und Kuchen eingehen. Vor allem an den Wochenenden sind die Sitzplätze gut gefüllt. „Über die Jahre konnten wir viele Stammgäste gewinnen“, berichtet der 35-Jährige stolz. „Aber auch wenn jemand das erste Mal herkommt, freue ich mich sehr. Es ist schön, wenn die Leute die Villa Stern neu entdecken und uns und unser Angebot kennenlernen möchten.“
Mit Sorgfalt bei der Sache
Während im Café noch fleißig Heißgetränke zubereitet und Kuchen serviert werden, ist für Hannah Buß der Arbeitstag schon fast beendet. Denn die Zimmer müssen um 15 Uhr bereit für den Check-in der neuen Gäste sein. Die 29-Jährige hat durch ihre langjährige Erfahrung im Housekeeping bereits einiges an Routine entwickelt. Beim Säubern und Herrichten der Hotelzimmer steht für sie Sorgfalt an oberster Stelle, denn hier soll der Gast sich ebenso wohlfühlen wie bei Kaffee und Kuchen im Café.
Zur Eröffnung steckte Hannah Buß noch mitten in ihrer Ausbildung zur Fachpraktikerin für Hauswirtschaft. Doch nach ihrer Abschlussprüfung ein halbes Jahr später fing sie direkt in der Villa Stern an. Ursprünglich nur fürs Housekeeping eingeplant, hat sie sich über die Jahre zu einer echten Allrounderin entwickelt: „Überall, wo gerade eine helfende Hand gebraucht wird, springe ich gerne ein. Zum Beispiel wenn jemand Urlaub hat.“
Übernachten bei Otto, Max und Coco
Die Übernachtungsgäste reisen aus den unterschiedlichsten Gründen an: Manche sind geschäftlich in Oldenburg, andere besuchen die Stadt für einen Wochenendtrip oder eine Familienfeier und suchen gezielt nach einem Hotel außerhalb des Innenstadttrubels. Sie können aus 15 Zimmern auf zwei Etagen wählen: drei Einzel- und elf Doppelzimmer, dazu eine geräumige Suite.
Alle Zimmer in der Villa Stern tragen die Vornamen bekannter Persönlichkeiten. Wer Namen und Einrichtung eines Zimmers kennt, kann sich schnell erschließen, wem es gewidmet ist: Flugzeugdetails weisen auf Luftfahrtpionier Otto Lilienthal hin, ein blaugrauer Spind und Sprungkästen als besondere Sitzgelegenheit ehren Boxlegende Max Schmeling. Schwarz-weiße Eleganz und ein filigraner Schreibtisch mit samtbezogenem Stuhl sind eine Hommage an die Modeikone Coco Chanel.
Jedes Zimmer ist mit Liebe fürs Detail gestaltet und so individuell wie die Menschen, die hier arbeiten. Das gefällt auch Hannah Buß. Zwei Zimmer mag sie besonders: „Die Suite Elisabeth, benannt nach Kaiserin Sissi, hat eine freistehende Badewanne und ist in Weiß- und Goldtönen eingerichtet, mit einer großen Schiebetür zwischen Schlaf- und Wohnraum“, beschreibt sie ihren Favoriten. „Das Zimmer Raja gefällt mir auch. Hier mag ich vor allem die türkisfarbenen Wände und die goldenen Details.“
Nicht nur bei der Arbeit ein gutes Team
An ihren freien Tagen ist Hannah Buß gern draußen im Grünen. Am liebsten im Eversten Holz, nicht weit von ihrer Wohnung entfernt. „Ich muss nur einen Schritt aus der Haustür machen, um mitten in der Natur zu sein. Das finde ich an Oldenburg total gut.“ Unterwegs ist sie stets mit dem Fahrrad, denn sie schätzt die kurzen Wege zu Arbeit, Freund:innen und Familie.
Für Arne Krüger-Brörken darf es in der Freizeit gern mal sportlich werden. „Beim Baumhaus spielen wir jeden Donnerstag gemeinsam Basketball, das lasse ich mir nicht entgehen“, berichtet er. „Und bei schönem Wetter schaue ich für ein kühles Getränk im Gleispark vorbei.“ „Den kenn ich noch gar nicht“, sagt seine Kollegin erstaunt. „Kein Problem“, kommt prompt die Antwort zurück. „Nächstes Mal nehme ich dich einfach mit und wir haben zusammen eine gute Zeit.“
Die Villa Stern in drei Worten? Arne Krüger-Brörken denkt kurz nach. Dann bringt er auf den Punkt, was Mitarbeitende und Gäste hier jeden Tag spüren: „eine große Familie.“