Unterwegs zur klimaneutralen Zukunft
20. März 2024Betriebe setzen vermehrt auf nachhaltiges Wirtschaften – Start-ups oft Pioniere
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes 2021 hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Ein ehrgeiziges Ziel – und noch ein weiterer Grund, sich mit der Bedeutung von Nachhaltigkeit und umweltfreundlichen Geschäftsprozessen auseinanderzusetzen. In Oldenburg scheint man diesen Extra-Antrieb nicht zu brauchen. Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass ein Umdenken ein wichtiger Bestandteil ihrer langfristigen Geschäftsstrategie sein kann und arbeiten bereits daran, umweltfreundlicher zu werden.
Aber auch Start-ups bestätigen die Entwicklung, dass Nachhaltigkeit alles andere als eine trendige Angelegenheit ist. Sie integrieren von Anfang an nachhaltige Prinzipien und Ziele in ihre Geschäftsmodelle. Weil sie flexibel sind und ein Bewusstsein für aktuelle Umweltfragen haben, entwickeln sie oft innovative Lösungen für nachhaltige Herausforderungen.
Das Technologie- und Gründerzentrum (TGO) und sein GO! Start-up-Zentrum haben viel Erfahrung, wenn es um Gründungen geht und beobachten in den vergangenen Jahren einen deutlichen Zuwachs an nachhaltigen Gründungen, die sie auf ihrem Weg begleiten.
Jürgen Bath, Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrums, zum Erfolgsgeheimnis des TGO: „Das TGO hat den Bedarf von gründungsinteressierten Menschen vor Ort frühzeitig aufgenommen und entsprechend darauf reagiert. Es hat sich aber auch im Laufe der letzten 20 Jahre fortwährend angepasst, neu aufgestellt und stetig neue Ideen entwickelt. Unser vor fünf Jahren gegründetes Go! Start-up Zentrum setzt mit seinem Accelerator-Programm schon eine Stufe vor der Gründung an. So helfen wir den Menschen, zunächst ihre Unternehmensidee zu entwickeln, dann in den Markt zu bringen, und später zu wachsen. Alles aus einer Hand.“ |
Nachhaltigkeit spielt auch bei Start-ups eine immer wichtigere Rolle. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Jürgen Bath: Am Standort Oldenburg haben wir schon eine längere Historie in Bezug auf Gründungen nachhaltig orientierter Unternehmen. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass bereits seit vielen Jahren die Themen Nachhaltigkeit/Ökologie in den Forschungsbereichen der Universität eine wichtige Rolle einnehmen. So haben die dortigen Kompetenzen, die mit dem Aufbau von Strukturen, aber natürlich auch mit Personen zusammenhängen, im Bereich der erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle in der Entstehung von Unternehmen gespielt. Im TGO haben wir, gerade in der Anfangszeit seit 2003 bis 2010 eine Vielzahl interessanter Unternehmensgründungen im Bereich Nachhaltigkeit bei uns gesehen, die wir unterstützen konnten. Diese haben sich teilweise direkt aus dem universitären Umfeld heraus gegründet.
Haben Sie ein besonderes Erfolgsbeispiel zur Hand?
Jürgen Bath: Die energy & meteo systems GmbH ist mein Paradebeispiel: eine Ausgründung des Forschungsinstituts ForWind, des wissenschaftlichen Zentrums für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen. Sie beschäftigte sich zunächst mit dem Thema Windleistungsvorhersage und startete 2004 im TGO. Die beiden Gründer waren Pioniere in ihrem Bereich und haben die Firma zum Weltmarktführer in ihrer Branche entwickelt. In der Folgezeit haben sie auf dieser Basis weitere Geschäftsmodelle im Kontext der Energiemeteorologie, virtueller Kraftwerke und verwandter Bereiche entwickelt. Das ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie aus dem universitären Kontext heraus, mit den Impulsen aus der Forschung, ein Geschäftsmodell transformiert werden konnte, das extrem stark gewachsen ist und sowohl zur Energiewende beiträgt, als auch natürlich zur Wertschöpfung hier am Standort.
Nachhaltigkeit steht mal mehr mal weniger im Fokus. Ist das doch nur ein Trend?
Jürgen Bath: „Grüne“ Unternehmen sind stark von den politischen Rahmenbedingungen abhängig. Diese waren in den Anfangsjahren des TGO sehr positiv, seinerzeit schon das Thema „Regenerative Energien“ groß. Das hat sich durch die politische Entwicklung in den Folgejahren wieder geändert, die nachhaltigen Unternehmensideen gingen ein Stück weit zurück. Mit dem Bewusstsein des Klimawandels ist es in den letzten vier, fünf Jahren aber zu einem Umdenken gekommen. Viele Menschen machen sich Gedanken, welchen Beitrag sie leisten können, um die Welt ein Stück besser zu machen und beschäftigen sich auch mit einer „grünen Gründung“.
Heute haben viele Gründerinnen und Gründer, die ihr Unternehmen nachhaltig ausrichten wollen, nicht nur die Rendite im Blick, sondern auch den Anspruch, ein Stück weit Sinn und Gewinn miteinander zu verknüpfen. Die politischen Rahmenbedingungen sind jedenfalls derzeit deutlich günstiger für nachhaltige Unternehmen, als noch vor ein paar Jahren.
Fachkräfte bevorzugen heute nachhaltige Unternehmen. Wie stellen sich Unternehmen darauf ein?
Jürgen Bath: Die neuen Generationen achten sehr stark auf das Thema Nachhaltigkeit. So ist es durch verschiedene politi-sche Bewegungen, wie zum Beispiel „Fridays for Future“ bei den Menschen angekommen, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können. Viele junge Fachkräfte sehen sich deshalb genau an, wie das Unternehmen arbeitet und fragen sich, ob das Geschäftsmodell zu ihren Wertevorstellungen passt. Sowohl Jungunternehmen als auch gestandenen Firmen wird immer wichtiger, auch im eigenen Interesse nachhaltig zu agieren, um in Zukunft für Fachkräfte attraktiv zu bleiben.
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