Baumschulenweg 28, 26127

    

© Sascha Stüber

Oldenburger Kramermarkt: Das Familien-Volksfest

23. September 2024

Zuckerwatte, Bälle werfen, Achterbahn – Marktmeister Dennis Ostendorf sorgt dafür, dass der Kramermarkt Traditionelles und Neuheiten bietet.  

Mit rund 250 Geschäften auf 90.000 Quadratmetern zählt der Oldenburger Kramermarkt zu den großen Volksfesten. Damit im Herbst nach nur kurzer Aufbauzeit das Spektakel neben den Weser-Ems-Hallen eröffnen kann, arbeitet das ganze Jahr ein Team der Stadt an den Planungen. Wir werfen einen Blick in den Kalender des Markmeisters. 

Kramermarkt von oben © Stadt Oldenburg
© Stadt Oldenburg

„Das macht Spaß ohne Ende“ – Marktmeister Dennis Ostendorf liebt das Bonbonwerfen. Beim Kramermarktsumzug fährt er auf dem bunten Wagen des Schaustellerverbands mit. Für ihn das erste Abschalten nach anstrengenden Wochen. „Dann geht das Genießen los.“

Fachdienst Sicherheit und Ordnung / Marktverwaltung, so nennt sich Ostendorfs Abteilung bei der Stadt. Bekannter ist er als Marktmeister. Mit seinen Kolleg:innen verantwortet er die fünf Wochenmärkte, den Lamberti-Markt und das Herbst-Highlight: den Kramermarkt. Vom Lebkuchenherz bis zum Sicherheitskonzept laufen alle Fäden bei ihm zusammen. Eine Jahresaufgabe.

Vom Markt zum Jahrmarkt

Rund 1,2 bis 1,5 Millionen Besucher:innen machen den Oldenburger Kramermarkt zu einem der größten Volksfeste im Nordwesten. Graf Anton Günter wäre stolz: Mit seiner „Verordnung wegen der Oldenburger Krahmer-Marckte“ von 1608 wollte er den Handel in der Stadt beleben. Nach Jahrhunderten als Markt für Waren des täglichen Bedarfs, gesellt sich „fahrendes Volk“ zur Unterhaltung hinzu. Musik, Puppenspiel oder Seiltanz finden Anklang. Der Markt wird zum Jahrmarkt, die Geschäfte immer spektakulärer und größer.

Seit 1963 erwächst jährlich um den St.-Michaelis-Tag an den Weser-Ems-Hallen für zehn Tage eine kleine Stadt. Um die 250 Geschäfte reisen mit mehr als 600 Zugmaschinen, Anhängern und Wohnwagen an. Sie bebauen rund 25.000 Quadratmeter Grundfläche , kreieren 1,5 Kilometer Gänge voller Unterhaltung und kulinarischer Genüsse. Hier amüsieren sich Familien, treffen sich Freund:innen, Bekannte oder Kolleg:innen. Hier wird gefeiert.

Nach dem Markt ist vor dem Markt

„Bis zum 30. November des Vorjahres müssen die Bewerbungen für die Standplätze bei uns sein“, erklärt Dennis Ostendorf den Startschuss. Im Januar werden die Highlights ausgewählt: wechselnde Großfahrgeschäfte als Publikumsmagneten. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, nach Attraktivität der Angebote zu entscheiden. Und wir legen als Familienmarkt Wert darauf, für alle etwas anzubieten. Der Opa soll mit dem Enkel genauso ein Fahrgeschäft besuchen können wie Jugendliche auf der Suche nach Nervenkitzel.“

Neuheiten sind schnell ausgebucht. „Gegen das Oktoberfest haben wir keine Chance, aber mit der Cannstatter Wasen haben wir schon erfolgreich um Attraktionen duelliert.“ Aktuelle Trends nimmt der Marktmeister auf Volksfesten der Region auf. Bei den „Grafenritten“ rührt er mit Graf Anton Günter samt Knappen die Werbetrommel, tauscht sich mit Kolleg:innen aus. „Und mit dem Schaustellerverband. Unsere Kooperation ist ein sehr konstruktives Miteinander, gerade auch bei der Programmplanung.“ 

Blick über den Markt und auf das Riesenrad
© Sascha Stüber

Eine logistische und organisatorische Herausforderung

Im Februar beginnt die Organisation. „Wir bestellen Lebkuchenherzen für die Wagen, Krüge für die Ehrentribüne, treffen uns zu ersten Absprachen mit Feuerwehr, Polizei, DRK und Johanniter. Die sind auf dem Markt mit eigenen Wachen präsent.“ Im April erhalten kleinere Geschäfte ihre Zusagen, vom Imbiss bis zu den Schießständen, und es geht an die Plakatentwürfe. Eine lange Checkliste ist abzuarbeiten. Besonders spannend: der Bewerbungsschluss Ende Juni für den Festumzug. „Bis jetzt haben wir das Glück, immer ausreichend Bewerbungen zu bekommen.“

„Im August beginnt die Hochphase, dann gehts richtig los“, erklärt Dennis Ostendorf. Fast täglich ist er auf dem Gelände, misst aus, puzzelt am Marktplan. „Auch wenn wir immer am gleichen Ort sind: Es reicht, wenn irgendwo ein neuer Stromkasten steht oder in der Bewerbung eine falsche Stellbreite stand. Dann geht das Schieben los.“ Schließlich soll es jedes Angebot nur einmal je Reihe geben, der Bummel für die Besucher:innen abwechslungsreich sein.

Der Endspurt beginnt

Zwei Wochen vor Eröffnung beziehen Markmeister und Team ihr Büro auf Zeit in den Weser-Ems-Hallen. Um sich mit den Partnern vor Ort regelmäßig auszutauschen und immer ansprechbar zu sein. „Wir haben mit dem offenen Konzept in Oldenburg sehr gute Erfahrungen gemacht. Es ist ein friedlicher Markt. Auch wenn abends gefeiert wird, kann man dann noch gut mit der Familie über den Kramermarkt gehen. Das ist uns wichtig.“

Entspannt ist in der Regel auch die Bauabnahme am Vortag der Eröffnung. „Die Geschäfte haben im Laufe des Jahres schon alle Stempel und Siegel für den Betrieb beschafft. Außerdem sind wir für unsere Gründlichkeit und Strenge bekannt.“ Offene Fragen würden zuverlässig vorab geklärt. Für Dennis Ostendorf folgen Pressetermine, und der abendliche Schaustellerempfang im Rathaus.

Ein bunter Zug durch die Stadt

Umzugswagen beim Umzug zum Kramermarkt
© Sascha Stüber

Weil sein Kollege Axel Sieling den rund zwei Kilometer langen Festumzug am Samstag betreut, kann Dennis Ostendorf auf einem Wagen mitfahren. Nach dem anschließenden traditionellen Eisbeinessen beginnt für alle die „Marktroutine“ im abwechselnd besetzten Büro vor Ort. „Richtig entspannt bin ich aber erst, wenn nach dem Feuerwerk der Abbau beginnt. Es macht alles Spaß, keine Frage, aber wir tragen doch die Verantwortung für über eine Million Menschen. Wenn der Platz am Montag schon fast leer ist, fühle ich eine gewisse Befreiung.“

Urlaub nehmen sich Ostendorf und Team danach nur kurz. Schließlich eröffnet schon bald der Lamberti-Markt. Und es ist Bewerbungsschluss. Ein neues Kramermarktjahr beginnt.