Katie Kento schreibt über Genregrenzen hinweg
04. September 2024Die junge Autorin fühlt sich in Urban Fantasy, Cosy Crime und Kinderbüchern gleichermaßen zuhause.
Dass sie einmal Autorin werden möchte, wusste Katja Hemkentokrax alias Katie Kento schon in der dritten Klasse. Heute kann die 31-jährige Wahl-Oldenburgerin bereits auf eine Reihe Veröffentlichungen in unterschiedlichen Genres zurückblicken. Ihr neuestes Werk: ein verhextes Abenteuer für Kinder ab neun Jahren.
„Felina ist elf Jahre alt und wäre gern eine Hexe. Sie ist eine richtige Tagträumerin, trägt Spinnenspangen im Haar und springt mit ihrem Besen auf dem Trampolin herum, als würde sie fliegen“, beschreibt Katja Hemkentokrax die Protagonistin ihres am 30.08.2024 erschienenen Kinderbuchs Felina Fingerhut und das verhexte Schwarze Loch.
Als versehentlich ein Paket für eine echte Hexe an ihre Haustür geliefert wird, packt Felina die Neugier. Sie öffnet es und entdeckt darin ein Schwarzes Loch – ziemlich praktisch, um darin Brokkoli, schmutzige Socken und nicht gelernte Vokabelkarten verschwinden zu lassen. Bis versehentlich auch ihre Eltern vom Schwarzen Loch verschluckt werden und Felina die geheimnisvolle Nachbarshexe Wolke Donnerwetter um Hilfe bitten muss ...
Spannung für unterschiedlichste Zielgruppen
An eine spannende Hexengeschichte für Kinder hätte Katja Hemkentokrax zu Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn wohl nicht gedacht. Denn seit ihrer ersten Veröffentlichung 2018 lag ihr Schwerpunkt zunächst auf Fantasyromanen für Jugendliche, die sie teils unter ihrem Alias Katie Kento herausbrachte.
Sich flexibel zwischen den Genres bewegen zu können, sieht die studierte Kulturwissenschaftlerin heute als Vorteil. „Man rostet sprachlich nicht ein, denn wenn man nur in einem Genre unterwegs ist, wiederholt man irgendwann die immer selben Ideen und Bilder. Und hat dann eben nur noch diese eine Schreibart, auf die man reduziert wird.“
Von Hexenabenteuer bis Cosy Crime
Durch ihre erfolgreiche Teilnahme an einer Ausschreibung des Piper Verlags nahm Hemkentokrax auch das Genre Cosy Crime in ihr Repertoire auf. Die schwarzhumorige Geschichte Adelaide Peel: Rheuma, Mord und Rauhaardackel um eine 83-jährige Ermittlerin und ihren hypochondrischen Hund erschien im Herbst 2023.
Und auch in Zukunft werden lesebegeisterte Oldenburger:innen noch einiges von Katja Hemkentokrax alias Katie Kento hören. Für 2025 ist nämlich nicht nur Felina Fingerhuts zweites Abenteuer, sondern auch die Veröffentlichung eines Krimis für Jugendliche geplant. „Und dann habe ich auch noch eine Idee für eine Buchreihe für Sechs- bis Siebenjährige“, kündigt die junge Autorin einen weiteren Zielgruppenwechsel an. Denn auf Fantasy-Jugendbücher allein lässt sie sich schon lange nicht mehr festlegen.
Neugierig geworden? 📚
Hier kommt ein kleiner Leseauszug aus Katie Kentos neuem Kinderbuch.
Kapitel 1: Eine Hausnummer steht Kopf
Die meisten Hexengeschichten beginnen mit einem Blick in eine magische Kugel, mit dem Ritt auf einem Zauberbesen oder mit einem bösen Fluch. Manche dieser Geschichten nehmen auch durch das Quaken eines verwunschenen Prinzen, das schrille Kichern einer buckligen Althexe oder das Schnurren einer nachtfarbenen Katze ihren Lauf.
Diese Geschichte jedoch beginnt mit einem mächtig müden Paketboten – auch wenn ein schwarzer Kater in ihr durchaus eine Rolle spielen wird. Doch eins nach dem anderen.
Herr Peters hatte in der brütend heißen Julinacht vom 12. auf den 13. kein Auge zugetan. Zumindest beklagte er das den ganzen Freitag lang. (Ja, du hast richtig gehört. Es war Freitag, der 13.)
In Wahrheit hatte Herr Peters genau 4 Stunden, 11 Minuten und 32 Sekunden geschlafen. Verglichen mit seinen sonst üblichen 8 Stunden, 5 Minuten und 46 Sekunden durchaus wenig. Und dieser Schlafentzug ließ ihn unaufmerksam genug werden, um einen folgenschweren Fehler zu begehen: Er stellte ein Paket, das eigentlich für Haus Nummer 66 bestimmt war, auf der Veranda des Hauses Nummer 99 der Wurzelgasse ab.
Das Wort Gasse passt nicht sonderlich gut zu der längsten und verzweigtesten Straße der Stadt. Aber vor 200 Jahren war sie einmal ein schmaler Weg gewesen und seitdem, wie eine Wurzel, unaufhörlich und in alle Richtungen gewachsen.
Unter normalen Umständen wäre der Fehler des übermüdeten Herrn Peters wohl kaum von Bedeutung gewesen. Päckchen werden schließlich ständig falsch zugestellt oder bei den Nachbarn abgeliefert, ohne dass sich gleich eine verhexte Katastrophe zusammenbraut. Doch es war nun einmal Freitag, der 13., das Paket stammte nicht aus dieser Welt, und das Mädchen aus Haus Nummer 99, das es entdecken sollte, war keine ehrliche Finderin …