Baumschulenweg 28, 26127

    

Nicht nur zum Einkaufen, sondern auch für die Freizeitgestaltung ist die Innenstadt Treffpunkt. Foto: Mittwollen & Gradetchliev Foto: Mittwollen & Gradetchliev

Die Innenstadt als „Mischwald“

13. März 2024

Oldenburgs Innenstadt gilt als eine der schönsten in Niedersachsen.

 

So stellen die Verantwortlichen sie zukunftssicher auf.

Der am Lappan beginnende Rundlauf durch die Lange Straße über den Marktplatz und zurück durch die Achternstraße hat Legendenstatus – auch weil sich Abstecher in die seitlich abgehenden Straßen stets lohnen. Neben den allerorts anzutreffenden Filialisten findet sich eine Vielzahl an inhabergeführten Läden, die mit ihren speziellen Angeboten nicht nur der Stammkundschaft Freude bereiten. Schnell wird klar: Bei ihnen schlägt das Herz der City.

Unverkennbar ist aber auch, dass sich die Innenstadt im Wandel befindet. Der Siegeszug des Online-Handels und nicht nur daraus resultierende Veränderungen im Kaufverhalten sowie die Folgen der Corona-Pandemie haben ihre Spuren hinterlassen. Ein Ergebnis, mit dem die meisten Städte zu kämpfen haben, ist der Leerstand ehemals gut frequentierter Ladenlokale. Doch statt Trübsal zu blasen, wird versucht, gegenzusteuern. So werden zeitweise nicht genutzte Flächen und Räume immer wieder zwischenvermietet und etwa für kulturelle Zwecke kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch junge Start-ups haben sich auf diese Weise Interessierten bereits mehrfach präsentieren können. Einerseits lässt sich so ein wenig schöner Eindruck vermeiden. Andererseits entdecken Menschen ganz neue Facetten ihrer Stadt und kehren in deren Mitte zurück.

Profitiert von Förderung des Landes

Mit einer Reihe von finanziellen Angeboten unterstützt das Land seine Kommunen. Ein Beispiel ist das Förderprogramm „Resiliente Innenstadt“, von dem Oldenburg gemeinsam mit 14 weiteren niedersächsischen Städten profitiert. 4,2 Millionen Euro fließen dafür an die Hunte. Dem Vorgänger „Perspektive Innenstadt“ verdanken kleine Oldenburgerinnen und Oldenburger Spielgeräte auf dem Schlossplatz. „Der Wunsch nach mehr Spielmöglichkeiten in der Innenstadt hat uns immer wieder erreicht“, sagt Innenstadtmanager Steffen Trawinski. Dank der Unterstützung aus Hannover konnten Pläne dafür endlich realisiert werden. Für Oberbürgermeister Jürgen Krogmann ein gutes Zeichen: „Ich bin davon überzeugt, dass die Fußgängerzone damit als Ausflugsziel und Aufenthaltsort für Familien weiter an positiver Strahlkraft gewinnt.“ 

Verweilen heißt das Zauberwort, das in der Innenstadt gelebt wird. Im Sommer gibt es dafür die Oldenburger Stadtgärten. Foto: Mittwollen & Gradetchliev

Die Liste der geförderten Projekte ist lang. Ein Face-lift für den Marktplatz steht ebenso darauf wie die 2023 bereits begonnene Neuausrichtung der Stadtgärten oder die Aufwertung des Waffenplatzes, der durch die Etablierung des sommerlichen Abendmarktes bereits an Beliebtheit gewonnen hat.

Ein gutes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Kaufleuten und Stadtverwaltung liefert die Haarenstraße. Rechtzeitig zur Eröffnung eines neuen Wohn- und Geschäftskomplexes wurden hier im Frühjahr 2023 die sogenannten „Häusings“ neu belebt. Dabei handelt es sich um schmale und von Brettern verbaute Durchgänge, die einst aus Brandschutzgründen angelegt werden mussten. Auf Initiative der Werbegemeinschaft und der Wirtschaftsförderung schufen zehn örtliche Künstlerinnen und Künstler sehenswerte Objekte, die sich in der Mehrzahl am Leitmotiv „Wasser, Licht und Illusion“ orientieren. „Wir wollten neue Einblicke in unserer Straße gemeinsam mit Künstlern schaffen“, umreißt mit Eva Müller-Meinhard die Vorsitzende der Gemeinschaft, eines der Ziele der Aktion. „Zudem wollen wir den Menschen in der Innenstadt auch losgelöst vom kommerziellen Aspekt etwas anbieten.“ 

Ein Ort für alle Gruppen der Gesellschaft

Kern aller Vorhaben ist es, den Besuch der Innenstadt (wieder) zum Erlebnis zu machen. Hier geht es längst nicht mehr allein ums Einkaufen, auch wenn dem Einzelhandel eine Schlüsselrolle beim Wandel zukommt. Der Stellenwert der Gastronomie wird stetig größer – gerade im Sommer, wenn in Oldenburgs guter Stube auch im Außenbereich Speisen und Getränke aufgetischt werden. Darüber hinaus machen Veranstaltungen und Kultureinrichtungen wie etwa die Musikschule das Zentrum der Stadt attraktiver. In einem weiteren Schritt sollen im Zusammenspiel mit den Hauseigentümern die zweiten und dritten Obergeschosse in den Gebäuden zu neuem Leben erweckt und die Innenstadt als Wohnquartier aufgewertet werden.

In einer Broschüre der Stadt Oldenburg zum Thema Resilienz ist angesichts der unterschiedlichen Funktionen der Innenstadt von einem „Mischwald“ die Rede. Tatsächlich sind solche von verschiedenen Gehölzen geprägten Forste um ein Vielfaches widerstandsfähiger als Monokulturen. In der Konsequenz bedeutet dieses Modell, die Innenstadt zu einem Ort zu machen, an dem sich die unterschiedlichsten Gruppen der Gesellschaft treffen – „nicht (nur) als Konsumierende, sondern als soziale Wesen“, wie es in der Publikation weiter heißt. Sie wird damit zu einer Art Bühne für alle Themen von Belang.

Eines steht fest: Oldenburgs Zentrum wird sich auch in den kommenden Jahren weiter verändern. Herausforderungen wie der Klimaschutz oder die verkehrliche Erreichbarkeit haben längst ihren Platz auf der Agenda der verantwortlichen Planerinnen und Planer gefunden. Um sie zu meistern sind gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten notwendig. Ein Anfang, daran besteht kein Zweifel, ist gemacht.