Ganzheitlich und multiprofessionell: die Universitätsklinik Geriatrie
23. Oktober 2024Klinikdirektorin Prof. Tania Zieschang setzt auf fachübergreifende Behandlung und zielgerichtete Forschung.
Das Klinikum Oldenburg bietet eine Maximalversorgung über 27 Fachrichtungen und zählt mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Prof. Tania Zieschang leitet seit Januar 2019 die Universitätsklinik für Geriatrie und gibt in ihrer Professur an der Universität Oldenburg zusätzlich ihr Fachwissen an die Studierenden der European Medical School (EMS) weiter.

Die Geriatrie widmet sich in der Regel Patient:innen, die über 70 Jahre alt sind und mehrere Erkrankungen aufweisen. Diese liegen zu etwa gleichen Teilen im internistischen, neurologischen und orthopädisch-chirurgischen oder unfallchirurgischen Bereich.
Expertise in Pflege, Medizin, Psychologie und Therapie
„Wir fokussieren uns in der Behandlung nicht nur auf die primäre Erkrankung, sondern führen ein geriatrisches Assessment durch. Wir untersuchen die Patient:innen also aus vielen verschiedenen Blickwinkeln“, schildert Prof. Tania Zieschang. Dafür arbeitet sie in einem 120 Mitarbeitende umfassenden, multiprofessionellen Team. Dazu gehören pflegerisches und ärztliches Personal sowie Expert:innen in der Akutgeriatrie am Klinikum, der Klinik für Geriatrie im Rehazentrum und der Forschungsabteilung Geriatrie am Departement für Versorgungsforschung. Sie kommen aus Neuropsychologie, Physio- und Ergotherapie oder Logopädie mit geriatrischer Weiterbildung. Für die weitere Versorgung nach dem Klinikaufenthalt wird auch der Soziale Dienst frühzeitig in die Behandlung einbezogen.
„Die enge Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen lässt mich täglich über den eigenen fachlichen Tellerrand schauen und stetig dazulernen“, erzählt Zieschang. Ihre Begeisterung für die Geriatrie gibt sie an der Universität Oldenburg auch an junge Medizinstudierende weiter. Zusammen mit der Botschaft, dass der zwischenmenschliche Kontakt zu älteren Menschen auch persönlich bereichernd sein kann. „Wir haben es in unserer Arbeit schließlich immer auch mit Zeitzeug:innen zu tun, die mit uns ihre Erinnerungen teilen.“
Durch Forschung auf den demografischen Wandel reagieren
Einer der Forschungsschwerpunkt der Abteilung Geriatrie liegt in der Bewegungsförderung und Sturzprävention. „Jeder dritte Mensch über 65 stürzt mindestens einmal pro Jahr“, weiß Prof. Zieschang. Nicht nur mögliche Verletzungen, sondern auch die daraus resultierende Sturzangst, die wiederum zu einem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben führen kann, sind gravierende Folgen. Somit ist es wichtig, durch gezielte Forschung praxisnahe und effektive Strategien zu entwickeln, um Stürze und die Folgen zu minimieren. Im Ganglabor am Campus Haarentor arbeiten Zieschang und ihr Team deshalb an der Diagnostik von Sturzrisikofaktoren. Langfristig soll es dadurch möglich sein, Beinahe-Stürze zu erfassen und diese mithilfe alltäglicher technischer Hilfsmittel wie Smartphones oder Hörgeräten auszuwerten.
Auch eine enge Zusammenarbeit mit externen Akteuren wie Kommunen und Sportvereinen soll künftig aufgebaut werden. Das Ziel: den „Elfenbeinturm der Forschung“ verlassen und Studienergebnisse direkt dorthin tragen, wo sie am nützlichsten sind – in die Mitte der Gesellschaft. Denn der demografische Wandel führt schon jetzt zu einem erheblichen Zuwachs älterer Patient:innen. „Unser Fokus liegt stets darauf, den Menschen auch im Alter noch eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Eine fortlaufende Forschung in der Geriatrie ist daher unabdingbar.“
Info
Mehr über die Forschungsprojekte der Universitätsklinik für Geriatrie in Kooperation mit der European Medical School (EMS) findest du unter: https://uol.de/geriatrie/projekte