Fliegerhorst-Gelände aus nächster Nähe erleben
28. Juni 2024Geführte Spaziergänge durch das Quartier Helleheide beliebt – Tour mit VR-Brille sorgt für Ansturm
Wer sich über den neuesten Stand des aktuell entstehenden Energietischen Nachbarschaftsquartiers informieren wollte, konnte in den vergangenen Monaten an einstündigen Rundgängen über das Fliegerhorst-Gelände teilnehmen, zu den die Projektgruppe ENaQ von Mai bis Oktober 2023 eingeladen hatte.
Das ohnehin große Interesse an den Touren wurde durch eine besondere Führung Ende Mai übertroffen: Besucher konnten mit einer VR-Brille (Virtual Reality) die künftige Bebauung auf dem Fliegerhorst betrachten. „Von allen bisher durchgeführten Führungen über den Fliegerhorst und im speziellen dem Quartier Helleheide, war der Termin, an dem die Jade Hochschule mit VR-Brillen zur Visuali-sierung des ‚fertigen Quartiers‘ vor Ort war der am meisten nachgefragte Termin. Die Teilnehmenden vor Ort mussten auf zwei Gruppen aufgeteilt werden, um sie besser bei dem Rundgang informieren zu können“, erinnert sich Dr.-Ing. Sven Rosinger Gruppenleiter | Manager R&D Group, Energy-efficient Smart Cities, OFFIS e.V. Das Redaktionsteam von „Oldenburg erleben“ erinnert sich auch, denn wir waren dabei.
Erlebnisreiche Ortsbegehung
Der Treffpunkt machte ohne die Brillen auf den ersten Blick nicht viel her; einige Wände und Rohbauten stehen schon, auf der gegenüberliegenden Seite schaut man auf Baugruben, Bagger, Lkw und ein Bauhäuschen. Eine beliebige Baustelle. Mit den VR-Brillen ergibt sich sofort ein gänzlich anderes Bild: Zusätzlich entstehen auf der Netzhaut Gebäude, Wege, Grünflächen, Abwasserrohre und stilisierte Bäume. Die VR-Technik macht‘s möglich. Die Virtual Reality-Technologie erweitert den realen physischen Eindruck, indem auf die Brille Grafiken und Bilder projiziert werden.
Mit Hightech Fehler vermeiden
Was nach bloßer technischer Spielerei klingt, hat einen ernsthaften Hintergrund. Hauskäufer können Wohnungen und Gebäude anschauen, bevor der erste Spatenstich getätigt wurde und schon jetzt werden Fehler oder Unstimmigkeiten im besten Fall entdeckt und behoben, bevor sie später nervenaufreibende und kostspielige Probleme verursachen. Neben diesen bereits erprobten Vorteilen der Technik war der Ortstermin für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Jade Hochschule auch ein erster Testlauf, um ein Stimmungsbild einzufangen, wie „normale“ Menschen außerhalb der Hochschule auf die Technik reagieren.
Dazu brachten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jade Hochschule Dipl.-Ing. Silke Lorenz, Stefan Büscher und Birgit Sinnigen unter der Projektleitung von Prof. Dr. Rainer Schwerdhelm zwei VR-Brillen mit. Nach einer kurzen Einweisung in die Funktionsweise fand sich sofort die erste Mutige. J. Vogel zeigte sich begeistert, statt öder Baugruben auf einmal das geplante Gebäude in voller Größe vor sich zu sehen. Auf spätere Rückfrage unsererseits erklärte sie ihr Interesse an dem Rundgang wie folgt: „Es geht darum was Neues auszuprobieren! Man hört so viel davon, hier hatte ich die Chance das live zu erleben. Ich möchte informiert bleiben, was mit unserer Welt passiert; daran bin ich sehr interessiert.“
Wohnen für alle
Das Interesse ist in Bezug auf das ehemalige Fliegerhorst-Gelände mehr als berechtigt. Zum einen entsteht am besagten Quartier Helleheide auf etwa fünf Hektar des gesamten Geländes ein innovatives Wohnquartier. Gebaut wird gezielt für eine Mischung von unterschiedlichen Wohnungstypen und -größen – inklusiv und barrierefrei. Alle sollen sich wohlfühlen und mitwohnen, egal welche Einkommens- und Altersgruppen, von der jungen Familie, über Alleinstehende bis hin zu Auszubildenden, Studierenden und älteren Menschen. Mindestens 50 Prozent der Wohnungen entstehen dabei im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus in Kooperation mit der GSG.
Die Energieversorgung der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner läuft unter dem Motto „Energie von Nachbarn für Nachbarn“. Mit dem Projekt
Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg (ENaQ) soll der Energiebedarf klimafreundlich und zukunftsweisend zum größten Teil aus lokal erzeugter Energie gedeckt werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner erzeugen ihre Energie mittels Photovoltaik- (PV) und kleinen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) selbst. Überschüssige Energie wird in andere Energieformen umgewandelt und gespeichert oder direkt als „nachbarschaftlicher Energiehandel“ bereitgestellt. So wird keine Energie verschwendet, die Energieeffizienz gesteigert und der Gemeinschaftsgedanke gefördert.
Mitmachen erwünscht
Der Gemeinschaftsgedanke steht im Quartier Helleheide an vorderster Stelle. Unter dem Motto „Mach mit!“ wird die Bürgerpartizipation aktiv gefördert. In der offiziellen Projektbeschreibung heißt es dazu: „Im Quartier Helleheide sollen nachhaltige und intelligente Lösungen für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung getestet und umgesetzt werden. In Zeiten des Klimawandels und des demographischen Wandels bedarf es neuer Wege, um die Lebensqualität unserer Städte zu erhalten und zu verbessern. Zum Beispiel können mit einer digitalen Vernetzung bestimmter Bereiche wichtige Ressourcen wie Energie und Rohstoffe eingespart und so die Umwelt geschont werden. Insbesondere in den Sparten Energie, Mobilität, Pflege, Gesundheit und Abfallentsorgung bieten sich innovative Vorhaben an. Dabei stehen immer die Bewohnerinnen und Bewohner im Mittelpunkt, für die es einen Mehrwert geben muss.“