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Tobias Rossmann © Torsten von Reeken

Casablanca: Ein Programmkino mit Geschichte

09. September 2024

Mit viel Erfahrung und einem gutem Bauchgefühl wählt Geschäftsführer Tobias Roßmann Filme aus, die das Publikum begeistern

Das 1981 gegründete Casablanca-Kino am Pferdemarkt zeigt vor allem Arthouse-Produktionen. Hinzu kommen ein umfassendes Kinder- und Jugendfilmprogramm und Veranstaltungsreihen, die über den reinen Filmgenuss hinausgehen. 

© Sascha Stuber

Tobias Roßmann ist zwischen Leinwand und Filmprojektor groß geworden. „Ich habe nicht nur jede Menge Filme geschaut, sondern auch miterlebt, wie das Casablanca sich stetig weiterentwickeln konnte. Anfangs gab es hier nur einen Kinosaal“, erinnert sich der 44-Jährige. Mehr als vier Jahrzehnte nach der Gründung durch seinen Vater Detlef Roßmann zeigt das alteingesessene Oldenburger Kino sein Programm in vier modernen Sälen unterschiedlicher Größe. Ein gemütliches Bistro lädt zu Getränken und Snacks ein. 

Viel Erfahrung und eine Prise Bauchgefühl

Seit 2014 ist Tobias Roßmann Teil der Geschäftsführung. Sein Vater steht ihm noch immer als geschätzter Berater zur Seite. Während rund 40 Mitarbeitende bei den Gästen für ein rundum gelungenes Kinoerlebnis sorgen, übernimmt Tobias Roßmann mit Theaterleiterin Doris Janßen die Programmgestaltung. „Wir zeigen überwiegend Filme, die zum Nachdenken anregen und über die man sich mit Freunden austauscht. Es darf aber auch mal unterhaltsam sein.“

Und woher weiß man, was beim Publikum gut ankommt? „Ein bisschen Bauchgefühl ist immer dabei, dazu kommt der Austausch mit Kollegen und Filmverleihern“, so der Filmexperte. „Wir verfolgen die großen und kleinen Filmfestivals, schauen Trailer und teils auch ganze Filme vorab. So entsteht eine gute Mischung, die Stammpublikum und neue Gäste gleichermaßen abholt.“

Tiefgründige Diskussionen statt fantastischer Blockbuster

© Torsten Hellmerichs

Zu einer guten Programmgestaltung gehört auch: wissen, was nicht funktioniert. „Mit Horrorfilmen oder den großen Marvel-Blockbustern tun wir uns zum Beispiel eher schwer. Ergänzt wird unser Programm aus Erstaufführungen von überwiegend europäischen Filmen durch Filmreihen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten“, sagt Roßmann und nennt ein Beispiel: „In der Reihe ‚Psychoanalyse und Film‘ stellen Psychoanalytikerinnen und -analytiker aus der Region einen ausgewählten Film aus ihrer psychoanalytischen Perspektive vor. Das interessiert die Leute.“ Auch eine seit vielen Jahren bestehende Kooperation mit dem Forum St. Peter sorgt stets für regen Zulauf. Ebenfalls beliebt: das monatliche Kaffee-und-Kuchen-Kino, das sich vor allem für ältere Filmfans zum festen Treffpunkt etabliert hat. Auch das Kinderkino ist ein wichtiger Bestandteil des Programms. 

Dass man im Casablanca so manches richtig macht, zeigt sich auch in der Reihe der Auszeichnungen, die das Kino regelmäßig für seine Programmgestaltung erhält. Mehrfach wurde es zum Beispiel auf Landes- und Bundesebene für sein hervorragendes Jahresprogramm ausgezeichnet – zuletzt im Juni 2024.  

Was für ihn ganz persönlich einen guten Film ausmacht, bringt Tobias Roßmann so auf den Punkt: „Das Drehbuch muss stimmen, die Geschichte muss die Leute abholen. Der Film muss mich überraschen.“ Von seinem Besuch beim Filmfestival in Cannes im Frühjahr 2024 ist ihm deshalb besonders ein Film in Erinnerung geblieben: „The Apprentice“, ein Spielfilm über die Anfangsjahre und den Aufstieg von Donald Trump. Der Kinostart ist noch vor den diesjährigen US-Wahlen geplant. Im Herbstprogramm des Casablanca-Kinos wird sich „The Apprentice“ sicherlich wiederfinden.