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Theresa Wedemeyer ist Buchbinderin mit Leib und Seele. Foto: © Florian Ropers Foto: © Florian Ropers

Bücher - unglaublich vielseitig!

22. April 2024

Theresa Wedemeyer verhilft lädierten Büchern zu einem zweiten Leben.
 

Theresa Wedemeyer legt an der Pappschere Hand an. © Florian Ropers
Theresa Wedemeyer legt an der Pappschere Hand an. © Florian Ropers

Die Buchbindemeisterin Theresa Wedemeyer hat ihre Leidenschaft für Gedrucktes zum Beruf gemacht. Seit dem Jahr 2019 arbeitet sie in der Werkstatt der Landesbibliothek Oldenburg. 

Wenn Theresa Wedemeyer von ihrer Liebe zum Buch berichtet, dann leuchten ihre Augen. Ein Strahlen zieht über ihr Gesicht. „Bücher bleiben“, erklärt die 34-Jährige, „sie sind in Materie gegossener Geist“. Und sie sind – „Achtung, Wortwitz!“, warnt sie – „unglaublich vielseitig“.  
Wedemeyer sagt das nicht nur so dahin, sie kennt sich mit der Sache aus. 2011 hat sie ihre Ausbildung zur Buchbinderin beendet. In den folgenden Jahren schloss sie eine Weiterbildung zur Designerin an der Akademie für Gestaltung in Münster und die Meisterschule an. Heute ist sie als Dozentin tätig, kümmert sich in ihrer Werkstatt in Emstek um eigene Projekte und arbeitet drei Tage pro Woche in der Buchbinderei der Landesbibliothek Oldenburg. Hier lagern über 900.000 Bücher, darunter wertvolle Handschriften aus dem Mittelalter.  

Inhalt und Gestaltung

In der Buchbinderei kommt es auf Blick für die Details an. © Florian Ropers
In der Buchbinderei kommt es auf Blick für die Details an. © Florian Ropers

Würde es nicht ein wenig uncool klingen, könnte man sagen: Oldenburg ist eine Stadt der Leseratten. Neben der Landes- gibt es eine Stadt-, vier Stadtteil-, eine Kinder- und die Universitätsbibliothek. Mehrmals im Monat kommen Autor:innen zu Lesungen zu Besuch. Die von Stadt und Universität organisierte Kinder- und Jugendbuchmesse (KIBUM) ist die größte nicht-kommerzielle Veranstaltung ihrer Art in Deutschland. Genug Gelegenheiten, sich mit Büchern und ihren Inhalten anzufreunden. 

„Und mit Gestaltung“, ergänzt Theresa Wedemeyer. Sie hebt die Ästhetik eines perfekt gestalteten Buchs hervor, kann sich an der Typographie oder den passenden Illustrationen erfreuen. Vor einiger Zeit hat sie Joseph von Eichendorffs „Mondnacht" in Bleilettern neu gesetzt und auf einer alten Bostontiegel-Druckerpresse aus dem Jahr 1908 gedruckt. Auflage: acht Exemplare. Elf legte sie von einem signierten und nummerierten Pressendruck von Rainer Maria Rilkes Gedicht „Der Panther“ vor. Dazu eine aufwendig gebundene und von einer Buchkapsel geschützte Liebhaberausgabe. 2021 wurde Wedemeyer mit dem renommierten Staatspreis Manufactum NRW ausgezeichnet. 

Bei Theresa Wedemeyers Arbeit spielt altes Werkzeug eine zentrale Rolle. © Florian Ropers
Bei Theresa Wedemeyers Arbeit spielt altes Werkzeug eine zentrale Rolle. © Florian Ropers

Handwerk und Kunst

In der Buchbinderei verschwimmen die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst. Fest steht: Wenn etwa eine zerfledderte Hausbibel oder ein lädiertes Märchenbuch auf ihrem Tisch landen, erwacht in Theresa Wedemeyer die Leidenschaft. Sie fügt geschickt Seiten wieder ein, die herausgefallen sind. Sie repariert den Buchrücken und widmet sich mit voller Aufmerksamkeit dem Einband. Dabei kommen Werkzeuge zum Einsatz wie die Ahle, mit der sich Löcher vorstechen lassen. Die Registerschere und die Bündezange. Das Falzbein und das Radiermesser. All diese wenig bekannten Utensilien sorgen dafür, einem beschädigten Buch ein zweites Leben zu schenken.